Der Name unserer Schule geht auf ein pädagogisches Experiment in den 60er-Jahren zurück, von dem die Gründungseltern so beeindruckt waren, dass sie den Namen übernommen haben.

In dem kleinen italienischen Bergdorf Barbiana hatte der Priester des Ortes, Don Lorenzo Milani, im Hinterzimmer seiner Wohnung eine „Schule” für die Kinder eingerichtet, die so viel in der Landwirtschaft mithelfen mussten, dass sie nur selten zum Unterricht gingen oder an den staatlichen Schulen sehr schlechte Ergebnisse erzielten. Mädchen wurden von ihren Eltern meist gar nicht in die Schule geschickt.

Nachmittags konnten die Kinder jetzt in „ihre” Schule gehen. Das war natürlich völlig freiwillig, sodass nur motivierte Kinder, die unbedingt etwas lernen wollten, diesen Aufwand auf sich nahmen. Das Unterrichtsmaterial bauten sie sich zum großen Teil selbst, und wer etwas gelernt hatte, brachte es den Kleineren bei. Auch für Schulbücher gab es kein Geld, sodass die Natur und die Umgebung des Dorfes das größte Schulbuch für die Kinder darstellten. Natürlich waren unter diesen Bedingungen Zensuren, Prüfungen oder das Sitzenbleiben sinnlos.

Nach einigen Jahren – die Schule hatte inzwischen auch „richtige” Lehrer und war so erfolgreich, dass viele Bauernkinder externe Prüfungen an staatlichen Schulen abgelegt hatten – schrieben einige der Schüler einen Brief an ihre ehemalige Lehrerin über ihre Erfahrungen und ihr Lernen. Dieser Brief wurde als Buch* veröffentlicht, erregte weltweit Aufsehen und befruchtete die pädagogische Diskussion um bessere Schulen in den 70er-Jahren. Man nannte die Schülerschule in Barbiana in einem Atemzug mit Summerhill, der Glockseeschule in Hannover, der Laborschule in Bielefeld und anderen innovativen Schulen, die alte reformpädagogische Gedanken aufgriffen und weiterentwickelten.

* „Die Schülerschule von Barbiana. Brief über die Lust am Lernen“. Mit einem Vorwort von Peter Bichsel. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1970